Von 15 Ehejahren verbrachte sie nur etwa die Hälfte mit ihrem Mann... Claudia Jung (48)


Wer, wie Claudia Jung, als Sängerin, Landtagsabgeordnete, Ehefrau und Mutter einer fast 15-jährigen Tochter allen Aufgaben gerecht werden will, muss sein Leben ziemlich strukturieren. Ein straffer Zeitplan bestimmt also auch den Alltag der beliebten Sängerin. Darüber hat die 48-Jährige in letzter Zeit immer wieder nachgedacht. In ihrem neuen Album „Alles nach Plan?“ greift sie dieses Thema und viele andere Gedanken auf, die ihr wichtig waren. Im Interview spricht sie über ihre Familie, ihre Arbeit im Landtag und wie sie versucht, ihre vielfältigen Aufgaben zu meistern.

Wie verplant ist ihr eigener Alltag? „Es ist schon relativ verplant, meine Termine muss ich natürlich einhalten. Aber oft legt man sich einen wunderbaren Zeitplan zurecht, und dann kommt irgend etwas dazwischen, so dass alles durcheinander kommt. Dann muss man eben doch flexibel reagieren können. Wenn man an sich selbst den Anspruch hat, perfektionistisch zu sein, geht man oft am wahren Leben vorbei. Niemand kann sein Leben von A bis Z durchplanen und immer alles im Griff haben. Aber ich bin ein durch und durch optimistischer Mensch. Mein Motto ist: Gibt dir das Leben eine Zitrone, dann mach’ Limonade draus (lacht). Dass man nicht in allen Bereichen des Lebens planen kann, diese Erfahrung hat sie selbst gemacht. „Vor allem in der Liebe kann man nicht so planen. Da muss man nehmen, was einem das Leben gibt. Ich habe immer mein Herz entscheiden lassen und bin damit gut gefahren“, sagt sie. Eines Ihrer Lieder heißt „Mein Plan fürs nächste Leben“. Glaubt die Sängerin an ein Leben nach dem Tod? „Ja, ich glaube, dass es nach dem Tod weiter geht. Ich kann nicht sagen, in welcher Form, aber ich denke nicht, dass mit dem Tod alles zu Ende ist. Irgendetwas wird bleiben, vermutlich unsere Energie, davon bin ich überzeugt. Ich finde es auch ganz wichtig, dass man daran glaubt. Das macht es einfacher, wenn es eines Tages so weit ist, dass man gehen muss“, meint sie. Einer ihrer Songs dreht sich auch darum, wie es wäre ein Mann zu sein. Wäre sie denn gern ein Mann? „Nein“, lacht sie. „,Ich bin sehr glücklich mit meinem Leben als Frau. Aber so einen Rollenwechsel fände ich mal ganz witzig. Es gibt Momente im Leben, wo es Männer tatsächlich einfacher haben. Die müssen sich zum Beispiel keine großen Gedanken darüber machen, was sie zu besonderen Anlässen anziehen. Anzug, Hemd, Krawatte – fertig! Als Frau hat man es da doch wesentlich schwerer. Kleid, Schuhe, Strumpfhose, die passende Handtasche dazu, ein gutes Make-up, top-gestylte Haare und Nägel, das ist als Frau schon ein weitaus größerer Aufwand. Oder wenn man an das Alter denkt. Männer stören sich nicht an ihren Falten. Im Gegenteil, sie gelten dann  als noch interessanter, genauso wie mit grauen Schläfen. Bei Frauen wird das leider anders wahrgenommen. Aber eigentlich beschäftigt mich das nicht wirklich“, erklärt sie.

 

„Trennungen halten unsere Liebe frisch!“

In ihrem Lied „Lass mich traurig sein“, thematisiert sie das leise Sterben einer Liebe im Alltag. Diese Erfahrung kennt sie von Freunden. „Ja, viele Paare leben ja nebeneinander her, vor allem Paare, die schon lange zusammen sind. Da macht jeder irgendwann seinen eigenen Stiefel, man trennt sich aber auch nicht, sondern macht einfach so weiter und ist dann natürlich traurig darüber. Das ist leider in vielen Beziehungen so“, sagt sie. Kann sie Traurigkeit zulassen? „Ich versuche mich gerne abzulenken, das zu verdrängen. Aber man kann es eben nicht immer verdrängen und manchmal ist es auch sehr reinigend, wenn man seine Traurigkeit zulässt“, meint sie.

 

„Zickenalarm – den gibt es bei uns täglich!“

Die Tochter der Sängerin ist mittlerweile fast 15, also in der Pubertät. Gibt es Zuhause schon mal Zickenalarm. „Ja, den gibt es eigentlich täglich. Ich bekomme davon jedoch nicht soviel mit. Mein Mann ist ja zu Hause, den erwischt es meistens voll. Ich versuche dann cool zu bleiben und zu vermitteln, aber nicht immer hat das Erfolg. Diese Phase ist wirklich für alle Eltern eine Herausforderung – und zwar jeden Tag auf’s Neue. Anna ist da wie alle anderen Teenager auch. Partys feiern, in der Schule nix machen wollen, das volle Programm eben.“ Über diese Phase der Abnabelung singt sie auf ihrem neuen Album das Lied „Wenn du mich brauchst“. Ist sie ein Mensch, der gut loslassen kann? „Nein, ich finde das sehr schwer. Aber es gehört nun mal dazu. Man kann die Kinder ja nicht festhalten, sie müssen ihre eigenen Erfahrungen machen. Aber seinem Kind zu sagen, ich bin für dich da, lebenslang, das ist das wichtigste Versprechen, das man seinem Kind mit auf diesen Weg geben kann. Und eben auch, dass man dafür keine Gegenleistung erwartet.“ Die Tochter der Sängerin hat früher mit ihr gesungen. Will sie nach wie vor Sängerin werden? „Nein, um Gottes Willen! Singen ist so was von vorbei bei ihr. Sie will nicht mehr singen, und schon gar keinen Schlager. Auf Schlager ist sie zur Zeit gar nicht gut zu sprechen. Das ist ihr inzwischen alles sehr peinlich (lacht). Zu einer Castingshow hätte sie Anna übrigens nicht geraten. „Nein, ich finde diese ganzen Casting-Shows so unterirdisch, wie da mit den jungen Leuten umgegangen wird, wie mit ihren Hoffnungen und Träumen gespielt wird. Anna sieht das zum Glück genauso, findet das auch unerträglich. Insofern hat sich dieses Frage nicht gestellt!“

Eines ihrer Lieder behandelt das Thema „Nichts zu tun“. Kann sie das überhaupt? „Ja, auch ich brauche meine Ruhephasen und nehme sie mir dann auch. Dann mache ich das Telefon aus, bin für keinen zu sprechen. Und dann tue ich genau das, worauf ich in diesem Moment Lust habe. Entweder ich lege die Füße hoch, lasse mir ein schönes Bad ein, mache einfach mal gar nichts. Einmal etwas ungeplantes tun, dass ist schön!“ Der Ehemann von Claudia Jung unterstützt seine Frau bei ihren vielfältigen Aufgaben. „Hans ist ja Musikproduzent und er hat sein Studio zu Hause. Das ist natürlich ein sehr großer Vorteil, denn er arbeitet von dort aus. Er ist somit  Anlaufstelle für alle, ist immer da, wenn Anna von der Schule nach Hause kommt. Im Haushalt hilft uns jemand, das kann ich nicht auch noch alles schaffen – und Hausarbeit mögen wir alle nicht so besonders“, gibt sie zu.

 

„Ich möchte später nicht von meiner Tochter gepflegt werden!“

Im Landtag kämpft die Sängerin für eine bessere Pflegesituation. Kennt sie das Problem aus Ihrer Familie oder von Freunden? „Ja, unsere Nachbarin pflegt seit Jahren ihre Mutter zuhause. Das ist ein ganz enormer Kraftakt und wird leider sehr wenig geschätzt. Dazu werden die Leute mit wenig Geld abgespeist, das ist nicht richtig. Man muss wirklich langsam die Weichen stellen, damit sich diese Situation verbessert. Wir werden alle immer älter, diese Situation kommt unweigerlich auf uns zu. Aber viele verdrängen dieses Problem einfach“, erklärt sie. Wie möchte sie selbst gerne im Alter gepflegt werden? „Am liebsten gar nicht! Auf fremde Hilfe angewiesen zu sein, stelle ich mir ehrlich gesagt, nicht so schön vor. Mein Wunsch wäre wirklich, so lange wie möglich, selbständig leben zu können und zwar zuhause. Und wenn es dann soweit ist, dann würde ich gerne friedlich einschlafen. Das wäre meine Idealvorstellung“, so die Sängerin. Dass ihre Tochter sie im Alter pflegt, würde sie nicht von ihr erwarten. „Nein, das kann man von seinen Kindern nicht erwarten. Entweder kommt das von dem Kind selbst oder eben nicht. Viele können das auch gar nicht. Obwohl es natürlich eine schöne Vorstellung ist, wenn man in der Familie gepflegt wird und alt werden kann. Früher war das ja selbstverständlich, als die Menschen noch in Großfamilien gelebt haben. Da gab es nichts anderes. Aber es ist eben, wie gesagt, auch eine große Kraftanstrengung, das darf man nicht unterschätzen. Der Song „Zuhause sein“  auf ihrem neuen Album klingt fast wie eine Liebeserklärung an Ihren Mann... „Ja, das ist auch so. Dieses „Zuhause sein“ bedeutet ja für jeden etwas anderes. Wenn man viel unterwegs ist, ist es wichtig, einen Punkt zu haben, wo kann hingehen kann. Das kann der Ehemann sein, die Familie. Ein Ort, wo man wieder auftanken kann, wo man sich aufgehoben und geborgen fühlen kann. Wo man sich so geben kann, so wie man ist.

Gerade erst hat die Sängerin übrigens ihren 15. Hochzeitstag gefeiert, eine Seltenheit im Show-Geschäft. „Ja, und wir haben uns dabei wirklich gefragt, wieviel Zeit wir davon gemeinsam verbracht haben. Ich schätze mal höchstens die Hälfte, also zählt das etwa wie siebeneinhalb Jahre (lacht). Für uns ist das schon eine Art Glücksgeheimnis, nicht ständig zusammen zu sein. Trennungen halten unsere Liebe frisch. Es ist schon anders, wenn man sich nicht dauernd im Alltag aufreibt. Das heißt natürlich nicht, dass man sich immer einig ist. Streit gehört dazu, ist das Salz in der Suppe. Das ist bei uns genauso wie bei anderen Paaren auch“, verrät sie. Was wünscht sie sich? „Ich habe keine großen Wünsche, bin zufrieden mit meinem Leben. Ich würde vielleicht gerne noch einmal nach Afrika reisen. Im vergangenen Jahr waren wir zum 50. Geburtstag meines Mannes in Südafrika, haben Kapstadt besucht, waren in einem Nationalpark. Das hat mich sehr beeindruckt. Es ist ein sehenswertes Land, das noch viel Unterstützung braucht. Und es gibt da sicher noch sehr viel zu entdecken!“


von Martina Mack 

Claudia Jung Claudia Jung 1

Claudia Jung beim Zdf Fernsehgarten am 15.07.2012 in Mainz.