Gloria Gaynor (61)  “Ich habe keine Angst vor dem Tod!”l

Sie sprüht vor Energie, ihre Augen funkeln und ihr Lächeln ist einfach umwerfend – kaum zu glauben, dass Gloria Gaynor schon 61 Jahre alt ist! Die Sängerin, der Inbegriff der Disco-Queen, deren Hits wie „I’am what I am“ oder „I will survive“ fast jeder kennt, wurde in Berlin nach mehr als 40 Jahren Karriere mit der „Goldenen Kamera“ für ihr Lebenswerk ausgezeichnet.  Im Interview spricht sie über die Höhen und Tiefen in ihrem Leben, über die Liebe und ihren größten Traum, künftig eine Einrichtung für Teenager-Eltern zu eröffnen...

Sie haben vor kurzem erst die Goldene Kamera für Ihr Lebenswerk bekommen. Denken Sie daran, bald aufzuhören?

Den Preis für mein Lebenswerk zu bekommen, ist etwas ganz Besonderes und erfüllt mich mit großer Freude. Nein, ich liebe es noch immer, Musik zu machen und ich werde auch noch oft gebucht. Aber ich werde künftig ein bisschen kürzer treten, nicht mehr so viel auftreten und nicht mehr ganz so viel reisen.

Gibt es schon Pläne für Ihr Leben nach der Karriere?

Ja, ich habe sogar sehr konkrete Pläne. Ich möchte mich gerne um „Teenager-Eltern“ kümmern, also Jugendliche, die eigentlich noch Kinder sind und schon selbst Kinder bekommen haben. Davon gibt es leider immer mehr. Diese Kinder sind total überfordert mit ihrer Aufgabe und schaffen es nicht, ohne Unterstützung ihre Kinder so zu erziehen, dass sie eine Chance im Leben haben.

Wie soll diese Unterstützung konkret aussehen?

Ich plane, in New Jersey, wo ich lebe, ein Zentrum zu errichten, in denen diese Teenager-Eltern mit ihrem Nachwuchs betreut werden. Dort werden sie im Alltag von erfahrenen Psychologen unterstützt. Es wird auch Ärzte und Pflegepersonal geben, die alle zusammen arbeiten. Natürlich muss das ganze finanziert werden. Aber auch da bin ich dran, und versuche Sponsoren zu finden.

Wie bereiten Sie sich auf die Arbeit mit den Jugendlichen und ihren Kindern vor?

Ich habe neben meiner Musik ein Online-Studium in Psychologie und Verhaltenswissenschaften begonnen. Ich habe noch vier Semester vor mir, dann bin ich fertig. Die Ausbildung ist mir natürlich sehr wichtig und macht mir auch Spaß. Ich habe diese Vision seit sieben Jahren und wenn alles so klappt, wie ich mir das wünsche, werden wir das Zentrum 2012 eröffnen können. Ich freue mich schon sehr auf diese neue und spannende Aufgabe in meinem Leben.

Sie selbst haben keine Kinder. Ist das ein Grund, warum Sie sich so sehr für Kinder einsetzen?

Ja, das ist ganz sicher so. Ich liebe Kinder über alles. Ich hätte gerne eine Familie mit vielen Kindern gehabt. Leider ist mein Kinderwunsch nicht in Erfüllung gegangen. Aber ich habe dafür jede Menge Nichten und Neffen, insgesamt sind es 23, die mich auf Trab halten. Das tut mir gut. Ich mag es, von jungen Leuten umgeben zu sein. Das hält mich jung. Eine oder zwei meiner Nichten begleiten mich auch immer auf meinen Reisen. So habe ich immer jemanden aus meiner Familie bei mir.

Wie muss man sich ein Tag in Ihrem Leben vorstellen, wenn Sie nicht auftreten?

Ich führe ansonsten ein ganz normales Leben. Ich habe meine Freunde, mit denen ich gerne mal ausgehe. Ich habe meine Familie, wir kochen und essen gerne gemeinsam. Natürliche liebe ich es, wie die meisten Frauen, einkaufen zu gehen. Ich kümmere mich um mein Haus und natürlich muss ich, um fit zu bleiben auch regelmäßig Sport machen. Anders geht es leider nicht.

Es gab in Ihrem Leben viele Höhen und Tiefen, Sie hatten große Erfolge, aber auch Probleme mit Alkohol...

Ja, Alkohol ist sehr gefährlich, das wird oft unterschätzt, vor allem von jungen Menschen. Ich sage ihnen immer, es ist okay, mal ein Glas zu trinken, aber es ist nicht gut zu trinken, weil man irgendwo dazu gehören möchte, weil man anders sein möchte oder weil man denkt, man kann damit vor seinen Problemen davonlaufen. Das funktioniert nicht und geht immer schief. Auch ich habe getrunken, weil ich dazu gehören wollte. Irgendwann wurde der Alkohol zur Gewohnheit und zur Sucht. Das war eine schwere Phase in meinem Leben.

Wie kamen Sie davon los?

Ich bin ein sehr gläubiger und spiritueller Mensch und habe es wirklich mit Gottes Hilfe geschafft. Ich trinke heute keinen Tropfen Alkohol mehr. Ich bete sehr viel, gehe in die Kirche, auch wenn ich unterwegs bin. Und ich lese die Bibel, das gibt mir sehr viel Kraft und stärkt mich in meinem Glauben. Den Alkohol vermisse ich nicht.

Sie wirken unheimlich energiegeladen und jung. Was tun Sie dafür?

Ich ernähre mich sehr gesund, versuche wenig Fett und Kohlenhydrate zu essen. Ich rauche nicht und trinke wie gesagt, keinen Alkohol. Ich achte auf genügend Ruhepausen, gönne mir ausreichend Schlaf. Das wichtigste ist aber, dass man innerlich ausgeglichen ist. Ich habe meinen Frieden mit mir gefunden und ich denke, dass ich das auch ausstrahle.

Glauben Sie an ein Leben nach dem Tod?

Ja, daran glaube ich ganz fest. Alles andere würde auch keinen Sinn machen. Unsere Energie lebt weiter und wir auch. Deshalb habe ich auch keine Angst vor dem Tod, weil ich weiß, dass danach noch etwas Schönes kommt.

Was wünschen Sie sich, dass andere eines Tages über Sie sagen...

Wenn ich diese Erde verlasse, wünsche ich mir, dass man sagt, dass ich ein guter Mensch war, eine Christin, die ihre Aufgabe darin gesehen hat, sich um andere Menschen zu kümmern, denen es nicht so gut geht. Aber ich hoffe natürlich, dass mir noch genügend Zeit bleibt, um all meine Aufgaben auf dieser Erde zu erfüllen.

Haben Sie Angst vor dem Alter?

Nein, das Alter macht mir kein Kopfzerbrechen. Ich fühle mich sehr gut, stecke voller Energie und sprühe vor Ideen. Ich spüre mein Alter gar nicht. Außerdem gibt es ja keine Alternative. Früh sterben möchte ich auch nicht.

Sie waren mehr als 20 Jahre mit ihrem Mann Linwood verheiratet...

Ja, aber wir sind mittlerweile getrennt. Vor fünf Jahren haben wir uns scheiden lassen. Es ging einfach nicht mehr.  Es ist in vielen Beziehungen ja so. Wenn die Leidenschaft nachlässt, sollte dafür eine mentale und spirituelle Verbundenheit ein Paar zusammenhalten. Wenn die Liebe noch da ist, funktioniert das auch. Aber bei vielen ist das eben nicht so. Bei uns gab es aber keinen Streit und keinen Rosenkrieg. Wir sind in Frieden auseinandergegangen.

Gibt es einen neuen Mann in Ihrem Leben?

Bisher noch nicht. Vielleicht finde ich ihn ja jetzt hier in Europa (lacht). Nein, natürlich wäre es schön, wieder einen Partner zu haben. Wir Frauen sind nun mal sehr beziehungs-orientiert. Unsere wahre Erfüllung finden wir in der Liebe. Ich bin ganz sicher, dass ich, wenn es sein soll, wieder einen Partner finden werde. Der liebe Gott wird mir schon den passenden Mann schicken. Und wenn nicht, dann bin ich auch nicht traurig. Ich bin nicht einsam, habe ein erfülltes Leben, meine Freunde, meine Familie, meine Musik. Ich fühle mich auch ohne Mann als starke Persönlichkeit. Und wenn sich jetzt noch mein größter Wunsch erfüllt und mein Zentrum für die Kinder bald eröffnen kann, dann bin ich die glücklichste Frau der Welt!

( von Martina Mack)

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Societry Magazin Reporterin Martina Mack
trifft Gloria Gaynor in Berlin