Gundula Gause (47)

Bei mir geht es oft zu wie im Taubenschlag!“ „Manchmal bin ich meinen Kindern peinlich“ „Als Mutter bin ich oft zu wenig streng!“ „Das Leben geht nach dem Tod weiter“ „Meine Frisur bleibt so wie sie ist“
Kompetent, sachlich und vor allem mit einer unglaublich warmherzigen Ausstrahlung – so kennt man Gundula Gause (47), die Journalistin und Moderatorin des „heute-journals“ seit vielen Jahren. Gerade erst wurde sie im Berliner Schloss Bellevue mit 32 weiteren Frauen, für ihr Engagement in zahlreichen Ehrenämtern mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Denn wenn sie nicht auf Sendung ist, unterstützt die freie ZDF-Mitarbeiterin das katholische Hilfswerk „missio“, sie ist Schirmherrin des Afrika-Tages, kümmert sich um afrikanische Kinder, um die Aids-Prävention auf dem Schwarzen Kontinent. Daneben ist sie Kuratoriumsmitglied bei verschiedenen Institutionen und sozialen Einrichtungen. Wie die zweifache Mutter all diese Aufgaben neben ihrem Beruf bewältigt und was ihr bei der Erziehung ihrer Kinder wichtig ist, das verrät sie im Interview...
Frau Gause, herzlichen Glückwunsch zum Bundesverdienstkreuz. Wie haben Sie diese Verleihung erlebt?
Das war auf jeden Fall ein Höhepunkt meines Lebens und ich war ziemlich aufgeregt, als ich vor dem Bundespräsidenten stand. Das erlebt man ja nicht alle Tage. Und natürlich muss „frau“ diese Auszeichnung stellvertretend für Tausende von Frauen sehen, die sich ohne den Bekanntheitsgrad eines öffentlich wirksamen Berufes von der Kinderhilfe bis zur Altenpflege, in Tausenden Sportvereinen und unzähligen kirchlichen Einrichtungen tagtäglich ehrenamtlich engagieren. Ich war sehr bewegt, hatte mir vorher die Kurzfassung aller Lebensleistungen durchgelesen, aber all die älteren Damen dann vor mir zu sehen, die sich seit Jahrzehnten in Indien oder zu Hause in ihrem Dorf engagieren, das war sehr beeindruckend. Ohne Engagement funktioniert die Gesellschaft nicht.
Viele Menschen würden auch gerne mehr tun, haben aber die Zeit einfach nicht...
Ja, das verstehe ich sehr gut. Gerade erst hatte ich ein Gespräch mit einem Mann, der mir sagte, dass seine Frau und er von morgens bis abends arbeiten müssen, um über die Runden zu kommen. Er sagte mir, dass er abends einfach zu müde sei. Vielen bleibt einfach keine Zeit, um noch etwas für andere zu tun. Umso mehr empfinde ich es als großes Glück, dass ich diese Möglichkeit habe. Ich engagiere mich in sehr vielfältigen Organisationen und Initiativen, für Kinder, Frauen, behinderte Menschen. Und ich mache das sehr gerne und mit viel Herzblut. Es ist für mich eine Selbstverständlichkeit anderen zu helfen, wenn man die Möglichkeit dazu hat.
Wie schaffen Sie das alles als berufstätige Mutter zweier Kinder?
Man muss sich schon gut organisieren. Bei mir geht es oft zu wie im Taubenschlag. Ich habe natürlich einen Zeitplan und da geht es schon richtig zur Sache. Und wie viele andere Mütter bin ich in der Situation, dass die Kinder hier und da auch mal anderweitig betreut werden müssen. Mein Mann ist Zahnarzt und ein prima Vater. Er unterstützt mich, wo er kann, aber er hat eben auch seinen Beruf und seine Interessen. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist machbar, bleibt aber eine Herausforderung. Es gibt ja dieses afrikanische Sprichwort, das sagt, es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen. Und das kann ich nur bestätigen, -das ist auch so. Ich habe mir früh ein Netzwerk aus Familie, Freunden und bezahlter Hilfe gebaut.
Mit bezahlter Hilfe meinen Sie eine Kinderbetreuung?
Ja, ich hatte eine Dame angestellt, die mir mit den Kindern und im Haushalt geholfen hat. Auch Mini-Jobs können eine Lösung sein. Man muss Anderen Arbeit geben, und delegieren, was man delegieren kann. Wenn ich zuhause bin, mache ich natürlich auch ganz normale „Mütter-Arbeit“: kochen, waschen, räumen. Ein gesundes Mittagessen ist mir zum Beispiel wichtig, - viel Gemüse, Salat und Obst. Häufiger als zweimal pro Woche schaffe ich es aber meist nicht, zu kochen. Manchmal koche ich etwas vor, aber es klappt nicht immer. An freien Wochenenden bleibt natürlich mehr Zeit, - dann auch für gemeinsame, gemütliche Essen.
Auf Ihren Reisen nach Afrika haben Sie sicher viel Leid gesehen. Sprechen Sie mit Ihren Kindern darüber?
Ja, mein Sohn ist jetzt 12, meine Tochter 14 Jahre alt. Und wenn die Kinder ihre Schulbrote nicht anrühren, - obwohl ich sie mit einem Salatblatt zu echten Sandwiches mache - dann erkläre ich ihnen, was dieses Essen für ein Kind im Senegal bedeuten würde. Das macht sie schon nachdenklich. Die Beiden haben durchaus ein Bewusstsein, wie gut es uns hierzulande geht. Und sie engagieren sich auch schon für die gute Sache, arbeiten und sammeln Spendengelder zum Beispiel für den Afrikatag.
Was hat Sie in Afrika am meisten beeindruckt?
Mit „missio“ war ich in vielen Elendsvierteln, in den Slums, wo Ordensschwestern und –Brüder, Padres und Ärztinnen, die einem Orden angehören, Tag für Tag Unvorstellbares leisten: Kranke versorgen, Aids-Kranke mit Medikamenten versorgen, sich einsetzen gegen deren Ausgrenzung oder gegen Genitalverstümmelungen kämpfen. Es herrscht dort eine krasse Armut, es gibt schlimme Krankheiten. Aber diese Ordensleute leben dort das Evangelium und geben durch ihren Glauben den Menschen Hoffnung und Zuversicht. Mit großer Selbstlosigkeit und bewundernswerter Nächstenliebe helfen sie und verbreiten schlicht Freude.
Sind Sie eine strenge Mutter?
Tendenziell finde ich mich zu wenig streng. Ich baue immer auf Verständnis. Gerade mit jugendlichen Kindern muss man das Gespräch suchen – und immer wieder gemeinsame Lösungen für unterschiedliche Ansichten finden. Wichtig sind mir gute Manieren, Höflichkeit, Pünktlichkeit, Freundlichkeit und vor allem Respekt! Ich erkläre ihnen, dass sich mit Freundlichkeit in der Regel fast alle Türen öffnen lassen.
Ihre beiden Kinder sind ja jetzt in der Pubertät. Das ist ja die Zeit der endlosen Diskussionen... Ja, - wir sind eine sehr kommunikationsfreudige Familie, in der nicht gerade wenig geredet wird. So bekomme ich mit, was die Kinder bewegt, was sie tun, mit wem sie sich treffen. Wir sind im ständigen Austausch. Und klar gibt es auch Situationen, in denen ich den Kindern peinlich bin. Aber das gehört dazu. Das haben wir ja alle selbst erlebt.
Sie sind streng gläubig, haben Ihre Kinder katholisch erzogen, obwohl sie evangelisch sind...
Als streng gläubig, würde ich mich nicht bezeichnen. Ich bin eine bekennende Christin, die evangelisch erzogen wurde. Der Glaube gehört gewissermaßen selbstverständlich zu meinem Leben. Mein Mann stammt tatsächlich aus einer streng katholischen Familie, - folglich haben wir katholisch geheiratet und auch die Kinder katholisch taufen lassen. Ich gehe drei, vier Mal im Monat in die katholische Kirche, auch wenn ich die heilige Kommunion nicht empfangen darf, weil ich evangelisch bin. Damit kann man ein Problem haben, aber in der Gänze fasziniert mich das Geheimnis des Glaubens.
Was gibt Ihnen Ihr Glaube?
Ich fühle mich im Glauben aufgehoben. Der Glaube vermittelt mir bestimmte Werte, wobei natürlich auch nichtgläubige Menschen ihre Werte haben, das ist klar. Wenn man sich dem Geheimnis des Glaubens öffnet, kann man darin Frieden finden. Ich habe zwar nur den Hauch einer Ahnung, - aber der Glaube kann Antwort geben auf viele Sinnfragen. Zum Beispiel ist „missio“ eigentlich ein Missionswerk, aber die Kirchenleute missionieren nicht im eigentlichen Sinne. Sie stellen ihr Leben in den Dienst anderer, ohne offen für den christlichen Glauben zu werben. Dieses selbstlose füreinander Dasein, die Nächstenliebe, das verbinde ich mit dem Christentum.
Glauben Sie an ein Leben nach dem Tod?
Ja, das Leben geht für mich nach dem Tod in einer Form weiter. Es muss eine andere Ebene geben. Das kann sich einem erschließen, wenn man sich dafür öffnet. Das Leben ist mehr als das Leben hier auf der Erde. Wir haben uns doch nicht selbst erschaffen! Die Hoffnung auf ein Wiedersehen gibt Gläubigen Trost und Zuversicht.
Sie arbeiten seit 20 Jahren als Journalistin, was war Ihr bewegendstes Erlebnis?
Das war zweifellos der Fall der Mauer 1989 und dann die Wiedervereinigung. Ich arbeite ja seither beim ZDF, damals noch in der heute-Redaktion. Das war wirklich die bewegendste Geschichte, die ich als Nachrichtenfrau erlebt habe. Ich liebe meinen Beruf und die jetzige Zeit, in der wir die digitale Revolution erleben, empfinde ich als Medienschaffende als besonders spannend. Die Medienwelt verändert sich fundamental.
Im Gegensatz zu Ihren Kollegen, erinnern Sie im „heute-journal“ gerne an bestimmte Tage, wie z.B. den Reformationstag...
Ja, da muss ich mich auch immer wieder ziemlich durchsetzen, denn die Kollegen fragen: „Ja, aber worin besteht denn dabei die Nachricht?“ Ich finde es wichtig an die Bedeutung dieser Tage zu erinnern. Viele Leute wissen gar nicht mehr, warum der Reformationstag gefeiert wird oder dass an Allerheiligen die Katholiken auf die Friedhöfe gehen, um die Gräber ihrer Angehörigen zu besuchen. Insofern meine ich, ist das durchaus immer wieder eine Nachricht wert.
Bekommen Sie von Zuschauern auch Zuschriften, die nichts mit den Nachrichten zu tun haben?
Ja und ich denke, das wird auch immer so bleiben. Auch wenn wir uns alle Mühe geben, den Fokus auf die Nachrichten zu lenken, werde ich immer wieder angesprochen, wie gut oder schlecht mir dieser oder jener Blazer gestanden habe. Dabei verzichten wir auf Schmuck und andere Accessoires, die von den Nachrichten ablenken können. Aber Ihrer Frisur sind Sie seit vielen Jahren treu geblieben... Na ja, meine Frisur ist mir nicht so wahnsinnig wichtig. Die Haare sind mal ein bisschen länger, mal ein bisschen kürzer. Im Grunde genommen fühle ich mich mit dieser ewig fast gleichen Frisur am wohlsten. Und deshalb bleibt sie auch so!
von Martina Mack
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