Happy Birthday Heiner Lauterbach zum 70. Geburtstag

Lauterbach April

Nach eigener Aussage feiert Lauterbach zwar gern, aber zu seinem 70. werde es kein großes Fest geben: „Mir sind Leute etwas suspekt, die 500 Leute einladen, bloß weil sie Geburtstag haben.“ Gefühlt sei er schon lange 70, weil er „diese bedrohliche Zahl“ schon länger betrachte. „Wenn ich daran denk, wie ich mir als Zwanzigjähriger vorgestellt habe, wie ich wohl mit 70 sein würde, dann ist alles ziemlich gut gelaufen.“

Wie also feiert Heiner Lauterbach?
Traditionell feiere ich gerne, wie bekannt ist, aber es wird kein großes Fest geben. Mir sind Leute etwas suspekt, die 500 Leute einladen, bloß weil sie Geburtstag haben. Gefühlt bin ich schon lange 70, weil ich diese etwas bedrohliche Zahl schon länger betrachte, um nicht über Nacht davon überrascht zu sein. Wenn ich daran denk, wie ich mir als Zwanzigjähriger vorgestellt habe, wie ich wohl mit 70 sein würde, dann ist alles ziemlich gut gelaufen.

So viel Kompliment darf sein: Sie haben sich gut gehalten!
Danke, dass sie das sagen. Der eigene Begriff vom Altsein verschiebt sich mit den Jahren. Als Jugendlicher fand ich schon Dreißigjährige uralt, heute denke ich mir, ach naja, so richtig alt ist man eh erst gegen 90. Wenn man mich fragt, wie alt ich eigentlich werden will, sage ich immer: 88, aber fragen sie mich das nochmal, wenn ich 87 bin.

Als Schauspieler begegnen Sie anderen Versionen von sich selbst, zuletzt auch öfter mal mit Haarteil. Überlegen Sie sich manchmal, wie es gewesen wäre, anders gelebt zu haben?
Das ist bei uns Schauspielern immer so, wir leben von der Verwandlung. Das kann man als Übel oder Vorteil ansehen. Auch sich immer wieder in jungen Jahren sieht, manchmal wird sowas noch gesendet. Aber es stimmt, ich bin schon mit Perücken älter gemacht worden, natürlich unzählige Male gestorben. Es gehört zum Beruf, darüber nicht zu viel nachzudenken.

Sie posten öfter alte Fotos von sich auf Instagram. Blicken Sie gerne zurück?
Hab‘ ich immer schon gerne gemacht. Dass ich überlege, wer ich war, wie ich gearbeitet habe, mit welchen Kollegen, in welchen Städten…

In einem Alter, in dem andere in Rente gehen, haben Sie noch eine neue Karriere als CEO ihrer eigenen Firma "Meet Your Master" begonnen. Warum?
Meine Frau Viktoria hatte die Idee, dieses Learning-Portal zu entwickeln. Es gibt ein ähnliches aus den USA, und mir fiel rasch auf, dass auch hier das Filmische wichtig ist, also mein Metier. Wir produzieren unsere Videos mit richtigen Regisseuren, Top-Kameraleuten, professionellem Licht. Unser Slogan ist: Lernen von den Besten. Bloß: die muss man erst einmal bekommen. Viktoria und ich sind ziemlich gut vernetzt, trotzdem war es eine Herausforderung.

Sie haben erzählt, selbst kein besonders guter Schüler gewesen zu sein. Wie gut sind Sie als Lehrer?
Ich glaube ganz gut. Ich habe viel Regie geführt, fast alle Funktionen meines Berufs im Laufe meines Lebens schon einmal ausgefüllt. Da habe ich bemerkt, dass ich Kollegen vieles gut vermitteln kann, wurde auch deshalb gefragt, ob ich an der Hochschule Macromedia eine Honorarprofessur übernehmen möchte. Es macht mir Spaß, mit jungen Leuten und Einsteigern zu arbeiten, ihnen Dinge beizubringen.

Welche Tipps würde der 70-jährige Lehrer Lauterbach seinem jüngeren Ich geben, was dringend raten?
Einige, viele sogar. Der prägnanteste wäre, die Texte gut zu lernen. Es gab Zeiten, da habe ich den Text bevorzugt in der Maske kurz vorm Drehen angeschaut. Das tut der Performance nicht gut. Ich habe viel zu lange dafür gebraucht, das zu verändern. Mein Kollege Michael Caine hat in seinem Buch "Weniger ist mehr" geschrieben: Der Text muss ein berechenbarer Reflex sein. Das heißt, man muss ihn sprechen können, während man an völlig andere Dinge denkt, erst dann kann man damit arbeiten. Ich wundere mich, wie viele Kollegen, auch ältere, immer noch Hänger haben. Und damit ihre eigene Performance und auch die der anderen verschlechtern.

Wie wichtig waren die Fehler, die Sie gemacht haben?
Ich werde öfter gefragt, ob Fehler nicht sogar unbedingt zur Selbstwerdung dazugehören. Man macht noch genug, auch wenn man manchen Rat befolgt. Ich bin bei meinem allerersten Film-Engagement mit einem alten Auto mitten auf das Set gebrettert, der Regisseur hätte mich am liebsten nach Hause geschickt. Kann man sich auch sparen.

Haben Sie etwas von den "Masters" ihrer Online-Kurse gelernt?
Ja natürlich! Stellen Sie sich vor, sie sitzen mit einem wie Reinhold Messner sieben Stunden am Lagerfeuer und der erzählt die Essenz seiner Erfahrungen. Das ist schon besonders.
Zu viel Boulevard-Präsenz ist oft hinderlich"

Ist es schwieriger, überzeugend in Rollen zu schlüpfen, wenn man als private Persönlichkeit so bekannt ist, wie Sie?
Als ich vor einigen Jahren Axel Cäsar Springer spielen sollte, hörte ich das oft. Sogar im Spiegel, der dann aber lobend feststellte, dass man nach wenigen Minuten den Promi Lauterbach vergessen hatte, und nur noch den Verleger sah. Aber sie haben recht, zu viel Boulevard-Präsenz ist oft hinderlich.

Haben Sie einen Wunsch, was man Ihnen zum Geburtstag schenken sollte?
Einen Globus! Ich habe so einen von Bernd Eichinger zum 30. Geburtstag geschenkt bekommen, der war wunderbar und riesig, von innen beleuchtet. Ich fand das immer schön, darauf in Gedanken herumzureisen. Aber der ist leider inzwischen ganz abgeblättert, das Licht ist kaputt. So einen hätte ich gerne, aber leider Gottes ist es fürchterlich schwierig, heute so einen zu bekommen.

Foto: yellowstar.de

Quelle: Interview  in voller Länge bei stern PLUS. www. stern.de