Mariele Millowitsch (55)

Mein Traum vom Bauernhof ist ausgeträumt“

Der Ehemann stirbt überraschend an einem Herzinfarkt und hinterlässt seiner Frau Andrea ein total verschuldetes Antiquitäten-Geschäft. Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, erfährt sie, dass er seit elf Jahren eine Geliebte hatte. Mariele Millowitsch (55) spielt im neuen ARD-Film „Die Trödelqueen – Gelegenheit macht Liebe“ (8. April 2011 um 20.15 Uhr) eine starke Frau, die nicht aufgibt und sich nach dem ersten Schock zurückkämpft ins Leben. Im Interview spricht die Schauspielerin über Seitensprünge, Existenzängste und ihren neuen vierbeinigen Gefährten...
 

Frau Millowitsch, in Ihrer Rolle als Andrea im Film ahnen Sie 11 Jahre lang nicht, dass Ihr Mann sie betrügt. Wird man nachlässiger, wenn man lange zusammen ist?

Das kann schon passieren. Ich wäre auch niemand, der seinen Partner mit Argusaugen kontrolliert. Ich habe selbst einen enormen Freiheitsdrang, würde das umgekehrt auch nicht gut finden.
 

Würden Sie einen Partner wegen eines Seitensprunges verlassen?

Das hängt von der Basis der Beziehung ab. Einen One-Night-Stand sollte man
nicht zu ernst nehmen. Das kann wirklich passieren und davon sollte sich niemand freisprechen. Ich bin ein Kölsches Mädchen und vor allem im Karneval sind die Menschen da etwas lockerer.
 

Sind Sie gerne im Karneval unterwegs?

Früher ja, heute ist das nicht mehr so. Ich trinke nicht genug Alkohol um die Menschenmassen und die Enge in einer Kneipe zu ertragen.
 

Könnte es Ihnen passieren, dass es für Sie, wie für Andrea im Film, ein derart böses Erwachen gibt?

Nein, ich würde mir mein Leben nicht so aus der Hand nehmen lassen. Andrea hat sich nie ums Geschäft gekümmert, nie auf das gemeinsame Konto geschaut. Nur durch einen Zufall fand sie heraus, dass ihr Mann jahrelang eine Geliebte hatte. Ich bin kein Kontrollfreak, aber in der Form würde mir so etwas – denke ich – nicht passieren.
 

Im Film geht es auch um Existenzängste. Hatten Sie das auch schon einmal?

Wir Schauspieler haben alle Angst, dass wir verhungern. Der Beruf ist unsicher, nicht immer gibt es Engagements. Aber ich habe eine optimistische Grundhaltung, dass ich immer zumindest auf den Knien, wenn nicht auf den Füßen lande. Ich hatte bisher auch wirklich viel Glück. Ich kann arbeiten, bekomme gute Angebote, dafür bin ich sehr dankbar. Und zum Glück hat sich bei den Sendern auch der Jugendwahn gelegt, so dass man auch als Schauspielerin in meinem Alter noch schöne Rollen bekommt.
 

Im Film verbünden Sie sich mit der Nebenbuhlerin, könnten Sie sich das auch im wahren Leben vorstellen?

Warum nicht? Das kann ich mir schon vorstellen. Der anderen Frau kann man keinen Vorwurf machen, dass sie sich in denselben Mann verliebt –aber der Partner ist doch dafür verantwortlich, was daraus entsteht. Ich denke, dass eine Freundschaft mit der anderen Frau möglich ist, solange man sich gegenseitig respektiert und weiß, wo die Grenzen sind.

Haben Sie mittlerweile eigentlich einen Bauernhof gefunden, wo Sie künftig mit ihren Freunden leben wollen?

Nein, der Traum vom Bauernhof ist ausgeträumt. Das hat nicht funktioniert. Wir haben nichts gefunden, das gepasst hätte. Jetzt habe ich ein kleines Häuschen in Fußnähe zu meinen Freunden gefunden, und das ist eine Lösung, die uns allen gefällt. Wenn alles gut geht, kann ich im Mai schon einziehen. Ich sehe mich schon in der Erde wühlen. Ich wünsche mir einen kleinen Teich, der vor sich hin plätschert und freue mich schon riesig darauf, das alles in Angriff zu nehmen. Ich bin sehr naturverbunden und das Haus ist ein absoluter Glücksfall. Ich bin in unmittelbarer Nähe zu meinen Freunden, besser geht es nicht.
 

Da ziehen Sie dann mit Ihrem Dackel Hans-Günther ein?

Nein, Hans-Günther ist im vergangenen August gestorben. Es ging nicht mehr mit ihm. Er konnte nur schlecht  laufen, nicht mehr essen, sein Herz war schwach und er hatte Wasser in der Lunge. Ich konnte das nicht mehr mit ansehen und wollte, dass er ein würdiges Ende bekommt. Ich habe Hans-Günther verbrennen lassen und seine Asche möchte ich an die Wurzeln eines noch zu pflanzenden Magnolienbaumes streuen. Ich liebe diese Bäume, das wäre ein schöner Platz.

Sie haben einmal gesagt, dass Sie, wenn er nicht mehr ist, keine Tiere mehr wollen...

Ja, aber da halte ich es wie Adenauer und jetzt habe ich „Luigi-Klaus“! Er ist pechschwarz und nicht wirklich schön, aber total süß. Als ich ihn gesehen habe, habe ich mich sofort in ihn verliebt. Mann kann gar nicht sagen, welche Rassen er
in sich vereint, deswegen nenne ich ihn einen „All in one,“. So ein Tier ist eine Konstante im Leben, wenigstens für ein paar Jahre. Ich habe mir überlegt, wenn Luigi-Klaus wie Hans-Günther auch 15 Jahre alt wird, dann bin ich schon 70! Das kann ich mir noch gar nicht vorstellen. Und auf der anderen Seite: was sind schon 15 Jahre?

 

Macht Ihnen der Gedanke an das Alter Angst?

Krank, alt und einsam zu sein, das wäre sehr schlimm. Meine Freundin leitet ein Altenheim. Sie erzählt mir oft von Schicksalen, die sie tagtäglich erlebt. Das verdränge ich allerdings erfolgreich. Vielleicht habe ich ja das Glück und kippe beim Blümchen pflanzen einfach tot um. In ca. 35 Jahren frühestens.
 

Was wünschen Sie sich?

Ich wünsche mir, dass alles so weitergeht, dass ich gesund bleibe. Ich habe beruflich noch hoffentlich viele schöne Projekte vor mir, die „Trödelqueen“ soll weitergehen, da ist ein zweiter Teil geplant. Ich freue mich jetzt auf den Frühling, auf mein neues Haus und meinen kleinen Luigi – und was die Zukunft noch so bringt, da lasse ich mich einfach überraschen!“

Martina Mack