Kinder waren lange kein Thema – doch dann kam die kleine Frida...
Stefanie Stappenbeck (40, „Blauwasserleben“)

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„Meine Tochter war das schönste Geburtstagsgeschenk“
„Der liebe Gott hat für mich entschieden – jetzt habe ich doch ein Baby!“
„Ich würde mein Kind genauso lieben, auch wenn es behindert wäre“
„Meine Schwester hat das Down-Syndrom, klar macht man sich da Gedanken...“
„Ohne Familienaufstellung hätte ich weder geheiratet noch ein Kind bekommen“



Eine Weltreise auf einem Katamaran. Genau das haben sich Heike (Stefanie Stappenbeck) und Stefan (Marcus Mittermeier) immer erträumt. Und sie tun das, was sich viele Menschen nicht trauen: ihren Lebenstraum leben. Doch dann wird der Lebenstraum auf dramatische und tragische Weise zerstört. Heike kehrt traumatisiert, allein und mittellos nach Deutschland zurück. Was tun und wie weitermachen, wenn der geliebte Mann tot und das gelebte Lebenskonzept zerstört ist? Im Interview spricht Hauptdarstellerin Stefanie Stappenbeck über ihre Rolle im Film "Blauwasserleben“ (Sendetermin: Herzkino, Sonntag, 15. März 2015, 20.15 Uhr, ZDF) ihre Familie, und wie sehr Töchterchen Frida ihr Leben verändert hat...

Wie haben Sie die Dreharbeiten zu „Blauwasserleben“ erlebt?
Diese Geschichte ist total dramatisch. Sie hat mich sehr berührt, zumal es eben auch eine wahre Geschichte ist und ganz Deutschland schockiert war über diese unfassbare Brutalität mitten im Südseeparadies. Ich habe Heike Dorsch bei den Vorbereitungen kennengelernt und sie sehr ins Herz geschlossen. Sie hat wirklich ein furchtbares Trauma erlebt – und wieder ins Leben zurückgefunden. Sie ist eine tolle Frau, von großer Klarheit und Schönheit. Sie war zeitweise auch beim Dreh dabei und hat mir sehr geholfen, ihre Geschichte authentisch zu spielen.

Sie sind vor einem Jahr erst Mutter geworden. War es für Ihre Tochter Frida die erste Reise?
Ja, Frida war mit mir auf Hawaii, wo wir gedreht haben. Da war sie gerade mal ein halbes Jahr alt. Und sie hat während des ganzen langen Fluges nicht ein einziges Mal geweint. Im Dezember waren wir für den nächsten Dreh, eine SAT.1-Komödie, in Kapstadt.
Frida scheint ja ein pflegeleichtes Baby zu sein...
Das ist sie auf jeden Fall. Es liegt sicher auch daran, dass sie gestillt und sehr viel von uns im Tragegurt getragen wird. Das gibt viel Sicherheit und Geborgenheit. Ich denke, dass sie deshalb auch so ausgeglichen ist.


Ihr Mann ,Christopher Farr, ist Halb-Ecuadorianer mit einem US-Pass. Ziehen Sie die Kleine zweisprachig auf?
Ja, Chris spricht mit ihr nur Englisch und ich nur deutsch. Irgendwann kommt dann vielleicht noch spanisch dazu. Ich finde, man kann einem Kind kein größeres Geschenk machen.


Sie haben also kurz nach der Geburt schon wieder angefangen zu arbeiten...
Ja, ich habe dann auch in Hamburg einen „Tatort“ mit Til Schweiger gedreht. Da spiele ich ja seine Ex-Frau. Daran werde ich viele Szenen mit Helene Fischer haben. Ich darf noch nichts verraten, aber es wird spektakulär. Über sie wurde ja schon sehr viel geschrieben im Zusammenhang mit diesem Dreh.


Sie haben lange gezweifelt, ob Sie überhaupt Kinder wollen...
Ja, aber jetzt hat es der liebe Gott für uns entschieden. Wir dachten, okay, lassen wir es darauf ankommen. Wenn es klappt, ist es schön, wenn nicht, ist es auch okay. Und dann hat es doch recht schnell geklappt. Aber es stimmt. Ich habe deshalb so lange gezögert, weil ich schon sehr früh Verantwortung übernehmen musste. Ich war drei Jahre alt, als meine Schwester geboren wurde. Sie kam mit dem Down-Syndrom zur Welt. Meine andere Schwester ist 14 Jahre jünger als ich. Ich war also immer die große Schwester, die auch nach den Kleinen schauen musste.


Welche Beziehung haben Sie zu Ihrer behinderten Schwester?
Für mich war sie immer ein ganz normales kleines Mädchen. Wir hatten ein sehr herzliches Verhältnis, sie war immer meine Kuschelschwester. Bis ich elf war, fiel mir nicht auf, was mit ihr los ist. Das einzige, was mir auffiel, war ihre Brille, die sie trug. Erst später begriff ich, dass sie ganz anders, ganz besonders ist. Heute lebt sie selbstständig in Berlin und ist, wenn sie Lust hat, jedes Wochenende bei unseren Eltern zu Besuch.

Hatten Sie deshalb auch Angst, dass Ihr Kind möglicherweise auch behindert sein könnte?
Natürlich lässt einen so etwas nicht unberührt, das hat man ganz klar im Hinterkopf. Vor allem geht es ja um die Frage, was ist, wenn mein Kind tatsächlich behindert wäre. Könnte ich damit leben? Könnte ich den Alltag bewältigen? Ich habe mich mit der Frage beschäftigt, habe dazu auch Familienaufstellungen machen lassen. Als Kind hatte ich manchmal das Gefühl, von meinen Eltern nicht beachtet zu werden. Sie waren 26 Jahre alt, hatten gerade ihr Studium beendet, als meine Schwester geboren wurde. Ein behindertes Kind erfordert eben viel Aufmerksamkeit, viel Zeit, das ist einfach so. Da kann man nicht allen gerecht werden. Vermutlich habe ich aber deshalb einen Beruf gewählt, bei dem ich als Person im Mittelpunkt stehe. Aber jetzt bin ich sehr froh, dass Frida zu uns gekommen ist.

Wie hat sich Ihr Leben verändert mit dem Kind?
Es ist schön, einen kleinen Menschen begleiten zu können. Ich bin darüber sehr glücklich, mir fehlt auch nichts. Meine wilde Disco-Zeit in den 20-ern habe ich genossen. Das liegt hinter mir. Und statt ins Kino zu gehen, schaue ich mir zuhause DVD’s an. Nicht mehr so spontan zu manchen Kollegen ins Theater gehen zu können, wie neulich zu Ulrich Tukur, das bedauere ich manchmal. Aber ich weiß, dass diese Zeiten auch vorbei gehen, und es immer besser wird und ich wieder mehr Freiheiten bekomme.

Wer hilft Ihnen bei der Betreuung von Frida?
Mein Mann ist ein toller Vater. Chris macht alles, wickeln, baden, trösten und in den Schlaf wiegen. Und meine Mama ist vor kurzem erst in Rente gegangen. Sie freut sich sehr, dass sie künftig auf Frida aufpassen kann.

Wie erleben Sie Ihre Zeit mit Frida?
Es ist ein völlig neues Abenteuer für mich. Als sie zur Welt kam, hatte sie noch keine Wimpern. Zwei Wochen später fingen die Wimpern an, zu wachsen. Das war faszinierend. Man konnte richtig dabei zusehen. Auch jetzt ist jeder Tag ein Abenteuer. Es ist toll zu sehen, wie sie ihre Welt beobachtet und sich über alles freut.

Wie haben Sie die Geburt erlebt?
Frida kam drei Wochen und drei Tage zu früh. Ich habe mir keine PDA geben lassen, habe alles bewusst erleben wollen. Ich habe versucht, nicht in den Schmerz reinzugehen, sondern mich fallen zu lassen. Das hat ganz gut funktioniert, wenn auch die Wehen recht heftig waren. Ich hatte von vier Geburtsvorbereitungsterminen nur einen geschafft, aber es hat trotzdem alles gut funktioniert. Die Geburt hat zehn Stunden gedauert. Ich empfand sie auch irgendwie als Übergangsritual, als ganz neuen Abschnitt, der nun in meinem Leben beginnt.

Was war der ausschlaggebende Grund für Sie, doch eine Familie zu gründen?
Man kann genauso glücklich ohne Kinder sein. Das war Chris und mir total bewusst. Chris sagte, er kann es sich vorstellen, mit mir Kinder zu haben, er meinte aber auch – es müsse nicht unbedingt sein. Dann habe ich eine Familienaufstellung machen lassen.


Was haben Sie durch diese Familienaufstellung gelernt?
Ich habe quasi einen Stellvertreter für mich und für meine behinderte Schwester aufstellen lassen. Es sollte herausgefunden werden, was in der Beziehung zwischen uns nicht gesagt worden ist. Und dabei kam heraus,  dass wir uns so lieben, wie wir sind. Das hat tiefe Gefühle in mir verursacht. Ich habe dadurch meine Ängste verloren, dieses Panik-Gefühl. Ich würde sagen, ich habe meinen inneren Frieden wieder gefunden. Ohne Familienaufstellung hätte ich weder geheiratet, noch ein Kind bekommen. Ich habe dadurch damals auch „ja“ zu Christopher gesagt. Ich wollte ihm und uns eine Chance geben. Durch die Aufstellung habe ich das Gefühl bekommen, ich muss nicht soviel nachdenken, sondern kann einfach „machen“, mich sozusagen in den Fluss des Lebens begeben.

Wie hat sich das geäußert...
Ich habe mir gewünscht, eine große Reise zu machen und  wollte danach schwanger werden. Wir sind dann tatsächlich nach Neuseeland geflogen und dann war ich plötzlich schwanger.

Haben Sie eine Fruchtwasser-Untersuchung machen lassen, um auszuschließen, dass Frida krank ist?
Nein, ich habe nur die normalen Untersuchungen machen lassen, darunter eine Feindiagnostik. Wenn die etwas ergeben hätte, hätte ich einen Bluttest machen lassen. Eine Fruchtwasseruntersuchung wollte ich nicht, das war mir zu gefährlich. Aber ich hatte von Anfang an ein gutes Gefühl, dass Frida gesund sein würde.

Was hätten Sie getan, wenn es anders gewesen wäre. Hätten Sie sie bekommen, auch wenn sie krank gewesen wäre?
Das ist eine sehr schwere Frage. Ich weiß nur, dass ich sie genauso lieben würde, auch wenn sie behindert wäre. Man kann so etwas auch nicht planen. Ich habe das auf mich zukommen lassen  und mir gedacht: Wenn es soweit ist, dann denke ich darüber nach. Aber mein Gefühl hat mich nicht getäuscht. Und die Familienaufstellung hatte mir eine große Sicherheit gegeben.

Haben Sie diese Aufstellungen schon öfter gemacht?
Ich mache sie auch manchmal für Drehbücher. Das ist sehr hilfreich. Ich habe sie übrigens auch vor dem Dreh zu „Blauwasserleben“ gemacht. Eine solche Aufstellung hilft mir die Figur besser zu fühlen, ihre Vorgeschichte zu erfassen.

Sie haben im vergangenen April Ihren 40. Geburtstag gefeiert. Wie war das für Sie?
Es war wirklich ganz toll. Frida war gerade sechs Wochen alt. Im Haus meiner Eltern gibt es ein schönes Restaurant. Da sind wir dann runter gelaufen und haben ein Glas Schampus getrunken. Dann bin ich ins Krankenhaus gegangen, auf die Geburtsstation. Ich hatte das Gefühl, dass ich mich bedanken muss. Ich habe also Blümchen gekauft, bin ins Schwesternzimmer marschiert und habe allen „danke“ gesagt – und zwar deshalb, weil sie mir mit Frida das schönste aller Geburtstagsgeschenke gemacht haben.

Mit dem neuen Baby musste nun auch ein geräumiges Auto her...
Ja, wir haben den SKODA Yeti, das ist ein wirklich toller Wagen. Bequem, geräumig, da kriegen wir alles rein. Mein Vater fährt übrigens auch SKODA, schon immer, das ist also schon lange unser Familienauto. Und Frida liebt es auch. Sie schläft im Auto immer super schnell ein.
 

Fotos: Skoda


Martina Mack