TOM GAEBEL (39) “Ich mag Frauen die Contra geben können

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Rhythmus im Blut, Samt in der Stimme, Musik im Kopf und Talent in den Genen – das ist Tom Gaebel (39). Seine Fans nennen ihn „Dr. Swing“ oder bezeichnen ihn als deutschen Frank Sinatra. Tom Gaebel ist tatsächlich nicht nur ein hervorragender Sänger sondern ein begnadeter Entertainer, ein musikalisches Phänomen. Ein wahrer Meister seines Fachs, wenn es um moderne Big-Band-Klänge geht. Seine Musik macht einfach gute Laune – und wenn er im eleganten Anzug mit Einstecktuch und der klassischen Gentleman-Fliege auf der Bühne steht, wird so mancher weibliche Fan im Publikum unruhig.  Jetzt hat der Sänger ein neues Album  auf dem Markt. „So Good To Be Me“ heißt sein neues Werk, mit dem er in die „Swinging Sixties“ eintaucht. Es ist sein bisher persönlichstes Album, an dem er mit viel Herzblut und Leidenschaft in den letzen zwei Jahren arbeitete. Im Interview spricht Tom Gaebel über seine Musik, sein Leben abseits des Showbusiness und seine Träume...


Herr Gaebel, Glückwunsch zum neuen Album. Wie sind Sie darauf gekommen, Ihre CD „So Good To be Me“ zu nennen?

Darüber lässt sich natürlich gut reden. Der Titel soll aber weder überheblich noch arrogant rüberkommen, auch nicht eitel. Es war einfach so, dass ich mir lange überlegt habe, wie ich das Album nennen soll. Das ist ja nicht ganz so einfach. Ich habe diesen Titel vielen meiner Freunde vorgelegt – und sie fanden ihn alle gut. Ich hatte ihn deshalb ausgewählt, weil ich mich auch so gefühlt habe. Ich bin im Moment in einer sehr schönen Phase in meinem Leben, und rundum zufrieden mit mir und mit dem, was ich tue. Das wollte ich damit eigentlich ausdrücken – mit einem kleinen Augenzwinkern. Es ist nicht, dass ich mich für den Coolsten halte (lacht).

Es ist Ihr bisher persönlichstes Album, warum?

Es steckt einfach sehr viel von mir drin, ich gebe viel preis von mir und von meinen Gefühlen. Und ich habe bis auf einen Song alle Lieder selbst geschrieben, das habe ich zum ersten Mal getan. Ich habe außerdem meine eigene Plattenfirma, die „Tomofon“ gegründet, nachdem es mit der alten Firma nicht mehr so gut lief. Das Label ist nun mein eigenes Ding. Das macht mir Spaß, denn ich kann und will gerne alles selbst entscheiden.

Sie sind also Perfektionist...

Ja, ich bin ein Kontrollfreak, möchte, dass alles wirklich perfekt ist. Das ist mein persönlicher Anspruch. Natürlich dann auch mit allen Konsequenzen und entsprechenden finanziellen Risiken. Wir mussten das Foto-Shooting für das Album  zweimal machen, bis mir die Bilder gefallen haben. Ich wollte auch mehr Streicher haben, weil das noch besser geklungen hat. Und auch mit dem Video-Dreh habe ich mir einen Traum erfüllt.

In dem Video glänzen Sie als perfektes James Bond-Double...

Mein Bruder Colin hatte die Idee zu dem Trailer von „The Cat.“ Und wir haben ihn dann zusammen entwickelt. Wir hatten einen super Regisseur und konnten uns in dem Video richtig austoben.

Haben Sie eigentlich schon immer gesungen?

Ich war Mitte 20 als ich angefangen habe, richtig zu singen. Aber schon als Kind habe ich mal zwei Jahre im Knabenchor gesungen. Damals war ich fünf Jahre alt. Mit sechs lernte ich Violine zu spielen. Ich komme aus einer sehr musikalischen Familie. Bei uns zuhause wurde immer musiziert. Mein Vater spielte Klavier, meine Mutter Saxophon oder Klarinette. Ich wollte schon immer Musiker werden, habe Geige, Posaune und Schlagzeug gelernt. Aber ich war mir lange meiner Stimme nicht bewusst. Ich habe immer nur gerne mitgesungen. Nach dem Abitur habe ich  dann in Holland Musik studiert, im Hauptfach Jazzgesang. Danach war die Richtung für mich klar. Es war sozusagen der Eintritt in die große, weite Welt des Jazz.
Stimmt es, dass Sie damals Ihren Mitbewohnern in der Wohngemeinschaft Sinatra-Songs vorgesungen haben....

Ich habe ihnen nicht direkt vorgesungen, aber ich habe gerne mal unter der Dusche zu Sinatra-Platten gesungen, weil mir das Spaß gemacht hat. Die Jungs haben das gemocht und meinten, das sollte ich doch mal im Studio aufnehmen. So kam ich zu Frank Sinatra und Dean Martin-Songs (lacht).


Sie haben einmal gesagt, Sie stehen sich oft mit Ihrer Trägheit im Wege. Wie ist das zu verstehen?

Ich komme manchmal nicht so schnell voran, lasse es auch mal ruhiger angehen. Ich habe zwar ein eigenes Studio in Köln, da hätte ich mein Album natürlich etwas zügiger aufnehmen können, aber ich hatte dann wieder andere Dinge zu tun, denen ich Priorität eingeräumt habe, und so habe ich es nicht ganz so stramm durchgezogen.

Sie gelten als der letzte große Gentleman unter den Sängern dieses Landes. Was macht für Sie ein Gentleman aus?

Im eleganten Anzug Dosenbier trinken – das ist es nicht (lacht). Nein, aber ich sehe mich Frauen gegenüber schon als Gentleman alter Schule. Es ist für mich selbstverständlich einer Frau die Tür aufzuhalten oder ihr in den Mantel zu helfen. Ich zahle auch im Restaurant, wenn ich mit einer Frau essen gehe. Ich verbinde mit einem Gentleman auch den Charme der alten Zeit. Also kann ein echter Gentleman natürlich keine 20 sein, sondern eher zwischen 30 und 60 Jahre alt. Aber es gibt nicht nur positive Eigenschaften dieser Gattung. Denn in der damaligen Zeit hat der Gentleman seiner Dame auch die Tür zur Küche aufgehalten. Gentlemen haben ihre Liebste nämlich nicht bekocht, sondern sich bekochen lassen. Das spricht natürlich gegen den Gedanken der Emanzipation. Ich bin mir auch sicher, dass klassische Gentlemen wie Sinatra und Co. ihre Frauen betrogen haben. Um es kurz zu sagen: gewissen Eigenschaften eines Gentleman finde ich gut, andere überhaupt nicht.


Haben Sie bei einem Date schon einmal für eine Frau gesungen?

Nein, ich bin zwar durchaus ein romantischer Typ, und ich weiß, dass Frauen das mögen, aber dabei käme ich mir sehr eitel vor. Als Kinder mussten wir an Weihnachten immer für die Großeltern singen und musizieren. Ich erinnere mich noch, wie unendlich peinlich uns das damals war. Deshalb würde ich auch nicht unbedingt bei einem Date singen wollen.

Wünschen Sie sich eine eigene Familie?

Ja, es ist auf jeden Fall mein Wunsch, eine Familie zu gründen. Bisher stand der nicht unbedingt so im Vordergrund. Meine Arbeit war und ist sehr wichtig für mich. Aber ich sehe jetzt in meinem Umfeld, dass immer mehr meiner Freunde Vater werden. Und das finde ich dann doch sehr schön.


Gibt es denn schon die passende Dame, die sich als Mutter Ihrer Kinder eignen würde?

Im Moment noch nicht. Ich suche auch nicht wirklich nach ihr, weil man das auch nicht gezielt kann – ich lasse mich lieber finden (lacht).

Wie müsste sie denn sein? Welche Eigenschaften schätzen Sie an Frauen?

Natürlich sollte sie intelligent sein, schlagfertig. Ich mag Frauen, die auch mal richtig contra geben können. Selbständige Frauen, die ihr eigenes Ding machen, finde ich sehr anziehend. Ich mag kein Mäuschen, sondern eine Frau, mit der ich eine Beziehung auf Augenhöhe führen kann, von der ich auch etwas lernen kann. Natürlich sollte sie treu sein, das versteht sich ja von selbst. Und sie muss über meine Witze lachen können!


Was machen Sie, wenn Sie nicht mit Ihrer Musik beschäftigt sind?

Ich mache Sport, gelegentlich zumindest. Eigentlich müsste ich mehr machen, denn ich esse für mein Leben gerne. Ich verbringe auch viel Zeit im Internet, surfe gerne. Und ich liebe es, vor dem Fernseher zu sitzen, und DVD’s zu gucken, am liebsten Serien. Eine zeitlang habe ich sehr gerne gepokert. Das mache ich immer mal wieder. Ansonsten beschäftige ich  mich schon sehr viel mit meiner Musik und mit meinem neuen Label. Das ist in gewisser Weise auch mein Hobby. Es gibt sehr viel zu tun, beispielsweise muss ich noch ein Logo für „Tomofon“ entwerfen – es wird mir also nicht langweilig.

Sie gehen auch bald mit dem neuen Album auf Tournee...

Ja, am 15. Januar geht es los, ich freue mich schon sehr darauf – und die Fans auch. Ich liebe es, zu touren. Das macht sehr viel Spaß, mit der Band unterwegs zu sein und jeden Abend für die Fans zu spielen.


Fahren Sie selbst oder werden Sie gefahren?

Das ist unterschiedlich. Ich fahre sehr gerne und habe auf jeden Fall ein super-bequemes Auto, einen Skoda Superb Combi – ein toller Reise-Wagen. Das ist für mich sehr wichtig, weil ich ja enorme Strecken zurücklege. Da ich immer mit großem Gepäck unterwegs bin, brauche ich auch einen geräumigen Kofferraum und natürlich ein Navi, damit ich auch ankomme. Ich liebe es übrigens, im Auto zu singen, aber nur, wenn ich alleine fahre Außerhalb der Bühne singe ich am liebsten unter der Dusche und im Auto – und wann immer ich in Bewegung bin, summe ich vor mich hin (lacht).

In Ihrem Publikum sitzen doch sicher hauptsächlich weibliche Fans...

Das ist richtig. Es sind mehr Frauen im Publikum, aber natürlich auch viele Männer. Ich habe Fans von jung bis alt, und es ist jedes Mal eine super-schöne Stimmung bei meinen Konzerten. Musik verbindet alle, das ist einfach toll.


Im Januar steht bei Ihnen ein runder Geburtstag an, Sie werden 40!

Ja, und eigentlich hätte ich gerne eine große Party gemacht, aber an diesem Tag proben wir natürlich schon für die Tournee, zwei Tage später geht es ja schon los. Außerdem ist es ein Dienstag, mitten in der Woche, da hat eh niemand Zeit. Ja, das ist ein bisschen schade. Vielleicht feiere ich nach, schauen wir mal...


Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Ich bin kein großer Planer. Eigentlich lebe ich manchmal sogar zu sehr in der Vergangenheit. Ich mache mir nicht so viele Gedanken um die Zukunft, weil man die ja ohnehin nicht wirklich planen kann und oft trotz bester Planung am Ende alles ganz anders kommt. Aber ich weiß, dass ich auf jeden Fall auch weiterhin Platten machen möchte und für meine Fans auf der Bühne stehen will. Solange ich Menschen mit meiner Musik begeistern kann, möchte ich das auch tun. Und bei mir und meiner Musik, die ja eine Art Nischen-Musik ist, kann  noch alles mögliche passieren – auch noch mit 50 und weit darüber hinaus.

Was bedeutet Glück für Sie?

In erster Linie, frei zu sein, und so leben zu können wie ich möchte – nämlich selbstbestimmt! Man gewöhnt sich an diese Freiheit – und ich denke oft, was für ein großes Glück das ist. Unsere Großeltern, die teilweise den Krieg noch erlebt haben, oder die Nachkriegszeit, sie alle haben furchtbar schwere Zeiten voller Angst und Entbehrungen mitgemacht. Das können wir uns heute gar nicht mehr vorstellen. Insofern haben wir ein großes Glück, dass wir heute leben. Dessen sollte man sich bewusst sein. Glück bedeutet für mich auch, sich an kleinen Dingen zu freuen und sie genießen  zu können.


Welchen Traum möchten Sie sich gerne eines Tages erfüllen?

Ich träume von einer Weltreise, oder erst einmal einer Reise durch Amerika. Kalifornien, Nevada, insbesondere Las Vegas, die Weltmetropole der Shows, die steht schon lange auf meinem Programm. Bisher hat es nicht geklappt, teilweise auch mangels Planung. Dabei liebe ich es, zu reisen. Darüber hinaus habe ich keine großen Wünsche. Das einzige wäre noch ein eigenes Haus zu haben. Ich bin als Kind auch in einem schönen Haus mit Garten in Ibbenbühren im Münsterland aufgewachsen. Für Kinder ist das schön. Also ein Häuschen im Grünen, das darf es irgendwann gerne noch sein...

Martina Mack

TOM GAEBEL (39) “Ich mag Frauen die Contra geben können