In Costa Rica geboren, in Bali im Kindergarten und jetzt in Deutschland vor der Kamera... Ruby O. Fee (20)

„Ich hätte gerne in den 70ern gelebt“

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Zu Beginn des Reformationsjahrs 1517 gerät Ruby O. Fee als die junge Katholikin Veva Leibert zwischen die Fronten des Glaubenskriegs. Kann die Liebe zu Jugendfreund Ernst Rickinger (Christoph Letkowski) sie retten? Oder führt diese direkt in die Arme der Ketzer? Im Interview zu ihrem neuen film „Die Ketzerbraut“, Sendetermin: 14. Februar 2017, 20.15 Uhr, SAT.1 spricht die hübsche Ruby O. Fee über ihre abenteuerliche Kindheit mit einer Hippie-Mama, ihr ständiges Fernweh und ihre Vorliebe, eigene Parfums zu mischen... 

Sie kommen gerade aus Brasilien, was haben Sie da gemacht?
Ich habe meine Familie besucht, Freunde und natürlich auch ein bisschen Urlaub gemacht. Es war eine tolle Zeit für mich und ich habe es sehr genossen.


Wie war das für Sie, in Ihrer Rolle als Veva ins düstere Mittelalter einzutauchen? Man muss sich das wie einen Traum vorstellen, eine Fantasiewelt, die man selbst erfunden hat. Was ich sehr spannend fand, waren die Kostüme, diese schönen langen Kleider. Da freut man sich natürlich als Frau, dass man diese tollen Sachen tragen darf. Und natürlich war es super, dass ich reiten konnte. Ich habe mir zur Vorbereitung viele Filme angesehen, die in dieser Zeit spielen, ich habe mich mit der Kunst und der Musik aus der Zeit um 1500 auseinandergesetzt, damit man ein bisschen ein Gefühl dafür bekommt, wie die Leute damals empfanden.


Was mussten Sie sonst noch lernen?
Ich musste vor allem die Umgangsformen der damaligen Zeit erlernen. Ich hatte dazu Umgangs-Unterricht, um zu lernen, wie die Etikette bei Hof war und wie man sich damals als Frau in der Öffentlichkeit verhielt. Ich habe auch Reitstunden bekommen. Wir hatten dann auch „Probetage“, wo wir das eine Woche lang sehr intensiv geübt haben, über verschiedene Szenen gesprochen haben, das war sehr hilfreich.


In welcher Zeit hätten Sie gerne gelebt, oder würden sie gerne leben?
Es gibt viele Epochen, die mich faszinieren. Zum Beispiel hätte ich gerne in den 70er Jahren gelebt. Ich glaube, das war eine sehr aufregende Zeit mit toller Musik, die ich gerne höre, und  Künstlern, die etwas gewagt haben. Alles war im Aufbruch: sozial, politisch und künstlerisch. Ich könnte mir aber auch vorstellen, in der Zukunft zu leben, so wie in einem Science-Fiction-Film. Durch das All zu fliegen, wie in „Star Wars“ hätte auch etwas Faszinierendes.


Gibt es Gemeinsamkeiten zu Ihrer Filmfigur Veva?
Ich habe großen Respekt vor der Figur Veva. Sie ist selbstbewusst, mutig, sie weiß, was sie will und glaubt an sich! Im Gegensatz zu ihr bin ich eher ein zurückhaltender Mensch und denke viel über meine Entscheidungen nach. Eine Gemeinsamkeit von uns beiden ist, dass wir beide die Herausforderung und das Abenteuer lieben. 


Wofür steht eigentlich das O. in ihrem Namen?
Das verrate ich nicht, das ist mein Geheimnis und ich werde es solange geheim halten, wie ich es kann (lacht). Aber es sind alles meine richtigen Namen. Ich habe fünf Vornamen. Ich heiße Ruby, Moonstone, Camilla Willow, Fee. Und Fee ist jetzt zu meinem Nachnamen geworden.


Hat Ihre Mutter eine Vorliebe für Steine. Sie heißen Ruby für Rubin und „Moonstone“ also Mondstein?
Ja, das könnte sein. Meine Mutter ist so ein bisschen hippiemäßig unterwegs gewesen damals, und deshalb kam wohl ihre Vorliebe für ausgefallene Namen. (lacht). Ich denke mir mal, dass sie sich schon etwas dabei gedacht hat. Ruby steht wirklich für den Rubin, Camilla könnte für Kamille stehen, mit Willow dachte sie wohl an den Weidenbaum. Vielleicht ist das, wenn man das alles zusammenmischt eine Art Zaubertrank, bei dem am Ende eine Fee herauskommt (lacht).

Das ist auf jeden Fall ein sehr schöner Gedanke und spricht für eine sehr phantasievolle Mama. Sie sind ja mit ihrer Mutter viel gereist und in Südamerika aufgewachsen. Haben Sie oft Heimweh?
Ja, immer wieder. Ich habe eben ganz viele Freunde in Brasilien und es ist immer total schön für mich dahin zurück zu kehren. Das ist auf jeden Fall mein zweites Zuhause. Ich spreche natürlich auch portugiesisch, damit bin ich aufgewachsen.


Wo ist ihr Herz zuhause?
Mein Herz ist seit Jahren in Berlin zuhause, aber genauso eben auch in Brasilien. Ich kann mich auch sehr schnell in anderen Ländern zurecht finden. Ich liebe es zu reisen, komme dann aber immer wieder gerne zurück nach Berlin.


Warum sind Sie so viel gereist als Kind und Jugendliche?
I
ch war sehr viel mit meiner Mama unterwegs. Sie hatte früher ein eigenes Modelabel und hat Kleider produziert. Dadurch sind wir sehr viel herumgekommen. Wir haben in Indien gelebt, in Bali. Ich bin in Costa Rica geboren, in Indien zur Kita gegangen und war auch in Bali im Kindergarten und in der Vorschule. Ich konnte sogar ein bisschen indonesisch, weil ich ja dort auch  mit den Kindern sprechen wollte. Ich selbst kann mich daran gar nicht mehr so erinnern, aber das haben mir Leute später erzählt, dass ich tatsächlich sprechen konnte. Vielleicht könnte ich die Sprache heute leichter lernen, wenn ich da wieder hinfliegen würde, weil es eben doch noch irgendwo im Hinterkopf gespeichert ist.


Was ist die schönste Erinnerung an Ihre Kindheit, wenn Sie zurückdenken?
Es gibt einen Moment, den ich immer geliebt habe und an den ich positive Erinnerungen habe. Immer wenn ich in ein Flugzeug gestiegen bin und nach einer gewissen Zeit dann die Tür des Flugzeugs aufging, und so eine Hitzewelle hereinkam und damit die ganzen Gerüche des Landes, wo man gelandet ist. Gerade in asiatischen Ländern ist das ja so, oder in Indien. Das war immer der Moment, wo es dann im Bauch gekribbelt hat und ich mich gefreut habe, dass wir angekommen sind. Ich erinnere mich auch an die schönen Strände, die ich gesehen habe, an die traumhafte Natur, die Tiere, und natürlich auch an die herzlichen Menschen, denen ich begegnet bin auf meinen Reisen.
In Ihrem neuen Film „Die Ketzerbraut“ spielt Religion eine große Rolle. Sind Sie gläubig? Ich bin nicht religiös im klassischen Sinn. Ich habe dadurch, dass ich viel gereist bin zwar viele verschiedene Kulturen und Religionen kennengelernt. Aber ich glaube eher an eine übergeordnete Macht, ich glaube auch an mich selbst, an meine Ziele, an meine Projekte, daran, dass sie funktionieren, wenn man daran glaubt.


Stimmt es, dass Sie früher mit einem Pferd zur Schule geritten sind. Das klingt so ein bisschen nach Pippi Langstrumpf?
Ja, ich habe mich sogar als Pippi Langstrumpf verkleidet. Ich hatte von meiner Mama einen kleinen Plüschaffen, den ich mir an das Shirt genäht habe und ich habe mir Drähte in die Haare geflochten, damit die Zöpfe abstehen, die Haare rot gefärbt. So bin ich dann losgeritten. Wir haben damals in einem kleinen Dorf in der Nähe von Bahia in Brasilien gelebt und das war richtig lustig. Die Kinder haben vielleicht geschaut, als ich als Pippi Langstrumpf verkleidet mit meinem Pferd vor der Schule antrabte.


Passiert es Ihnen, dass Sie, wenn Sie zulange am gleichen Ort sind, unruhig werden und weiterziehen möchten?
Ja, ich denke schon, dass ich nach wie vor eine Nomadin bin, auch wenn ich Berlin liebe. Aber dadurch, dass ich viel drehe, komme ich natürlich auch viel herum, ich lerne dadurch neue Orte kennen, an die ich sonst nie gekommen wäre, neue Menschen. Darüber freue ich mich immer, denn es ist neben meiner Leidenschaft, Filme zu drehen, noch ein schöner Aspekt, dass man viel von der Welt sieht. Einen Teil der Ketzerbraut haben wir zum Beispiel in einer Burg gedreht, in der er angeblich spuken soll (lacht).


Wollten Sie eigentlich schon immer Schauspielerin werden?
Ja, wobei ich das nie als Berufsbild gesehen habe. Ich habe immer nur gesagt: Ich möchte gerne in einem Film mitspielen, eine Geschichte spielen. Das Wort Schauspielerin hat sich am Anfang für mich seltsam angefühlt, aber jetzt ist es okay. Jetzt bin ich Schauspielerin und es fühlt sich gut und richtig für mich an.


Gehört zu Ihrem Lebensplan auch, einmal Familie und Kinder zu haben?
Ich hoffe, dass das irgendwann passiert. Im Moment bin ich aber ganz und gar mit meinem Beruf beschäftigt. Ich bin auch noch so aufgeregt, und gespannt, was da alles in den nächsten Jahren noch passiert. Ich habe ja auch noch ein bisschen Zeit dafür (lacht)


Gäbe es denn den perfekten Papa dazu?
Ich habe einen Freund in Berlin und bin gerade ziemlich glücklich und verliebt. Ob er der perfekte Papa wäre, weiß ich  noch nicht. Dafür ist es noch zu früh. Ein Kind ist im Moment noch kein Thema für mich. Dafür habe ich noch Zeit, ich bin ja noch jung.

Stimmt es, dass Sie sich für jeden Film selbst ein passendes Parfum zusammen mischen? Ja, ich liebe Parfums und Düfte. Das hat wohl auch mit meiner Kindheit und den Gerüchen in den verschiedenen Ländern zu tun. Ich habe aber auch bei Menschen die Vorstellung, welcher Duft zu wem passen könnte. Und deshalb mische ich mir auch für meine Rollenfiguren bestimmte Parfums zusammen.


Was ist denn Ihr persönlicher Lieblingsduft?
Ich liebe Vanille. Ich mag aber alle Düfte. Und Vanille gibt es ja auch in vielen verschiedenen Nuancen, eher süß, aber auch leicht und blumig. Da gibt es ganz tolle Düfte.


Verbinden Sie den Duft vielleicht auch mit Ihrer Kindheit?
Das kann gut sein. Ich glaube meine Mutter hat Düfte getragen, in denen eine Vanillenote drin war. Das hat mich offenbar so geprägt, dass man das sein Leben lang nicht mehr vergisst.


Was machen Sie, wenn Sie nicht drehen?
Ich interessiere mich sehr für Fotografie, fotografiere auch selbst.  Schöne Bilder einzufangen, das gefällt mir. Und ich habe auch wieder angefangen zu malen. Das interessiert mich auch unheimlich und es entspannt mich. Schon als ganz kleines Kind habe ich sehr viel gemalt, und habe das jetzt wieder für mich entdeckt. 


Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?
Ich hoffe, dass ich bis dahin noch sehr viele Filme drehen kann, verschiedene Rollen spielen darf. Ich würde auch gerne international drehen, das möchte ich auf jeden Fall angehen. Ich spreche ja auch einige Sprachen, wie englisch, portugiesisch und deutsch und ich verstehe ganz gut französisch. Meine Mutter ist Deutsche, mein Vater Engländer und mein Stiefvater ist Franzose. Wir sind sozusagen eine internationale Familie und ich bin überzeugt davon, dass mir meine Sprachen auf meinem Weg sicher weiterhelfen können... 

Martina Mack